Darmoperationen bei Tumoren und entzündlichen Erkrankungen (z. B. Sigmadivertikulitis)
Die Divertikelkrankheit
Die Divertikulose (Ausstülpungen der Darmwand des Dickdarms gehört mit einem Anteil von bis zu 45% zu den häufigsten Erkrankungen des Dickdarms in der Bevölkerung der westlichen Industriestaaten. In der Altersgruppe ab 70 J. leiden ca. 60 % aller Menschen an Divertikeln. Typischerweise betroffen ist in westlichen Ländern der linke Teil, das sog. Sigma. Im Asiatischen Raum sind Divertikel dagegen hauptsächlih im rechten Kolon (Coecum, C. ascendens) ausgeprägt. Die unkomplizierte Divertikulose besitzt dabei noch keinen Krankheitswert. Etwa jeder Dritte entwickelt jedoch im Laufe sines Lebens Komplikationen wie Blutungen oder Entzündungen. Seit den letzten Jahren tritt die Divertikulitis auch immer häufiger in der Altersgruppe unter 50 auf.
Die Divertikulitis ist eine Erkrankung die häufig in Schüben verläuft. Diese sind meist zu Beginn schwerer ausgeprägt und nehmen später an Intensität ab. Die Behandlung erfolgt entsprechend dem Krankheitsstadium. Zugrunde gelegt wird die CDD-Klassifikation (S2-Leitlinie 2014). Als Grundlage der Stadieneinteilung dienen klinischer Befund, Labor und Computertomografie.
Stadium 0
Asymptomatische Divertikulose: Keine Therapie
Stadium I
Unkomplizierte Entzündung, Divertikulitis: Konservativ
Stadium Ia
Ohne Umgebungsreaktion, Laborveränderungen optional, CT +
Stadium Ib
Mit phlegmonöser Umgebungsreaktion (Peridivertikulitis), obligat erhöhte Entzündungszeichen (Labor), CT +
Stadium II
Komplizierte Divertikulitis: Konservativ oder Operativ (früh-elektiv –MIC oder notfallmäßig)
Stadium IIa/b
Gedeckte Perforation: Mikro-Abszess (< 1cm) i. d. R. konservativ
Stadium IIb Gedeckte Perforation Makroabszess (> 1cm): OP frühelektiv – MIC
Stadium IIc
Freie Perforation, Peritonitis (Zusatz 1: eitrig, 2: fäkal): OP Notfall – i. d. R. offene Operation mit Anastomose oder Diskontinuitätsresektion
Stadium III
Rezidivierende Divertikulits: Konservativ oder Operativ
Stadium IIIa
Symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD) i. d. R. konservativ
Stadium IIIb
Ohne Komplikationen: i. d. R. konservativ
Stadium IIIc
Mit Komplikationen, z. B. Stenose: Operativ elektiv (i. d. R.
MIC)
Stadium IV
Blutung: Endoskopie oder
Notoperation
Therapieprinzip: so konservativ wie möglich
Im Falle einer komplizierten Divertikulitis wird in der Regel zur Operation geraten, sofern eine Wandperforation mit Abszessbildung, eine zunehmende Häufigkeit von Krankenhausbehandlungen wegen Beschwerden oder Entzündungsschüben oder eine narbige Verengung des Darms mit Behinderung der Stuhlentleerung vorliegt. Die Operation erfolgt üblicherweise in minimalinvasiver Technik. Die Anlage eines künstlichen Darmausganges ist heute nur noch in Fällen von freier Perforation mit schwerer Bauchfellentzündung erforderlich.
In der Mehrzahl der Fälle gelingt es, die Entzündungsaktivität durch vorübergehendes Fasten und intravenöse Antibiotikabehandlung zu mildern oder vollständig zum Abklingen zu bringen, um dann unter günstigeren Bedingungen – im entzündungsfreien Intervall – die Operation durchführen zu können.
Der Krankenhausaufenthalt beträgt im Schnitt 7 – 10 Tage. Nach erfolgreicher operativer Therapie ist eine vollständige Normalisierung der Verdauung zu erwarten.
Maßgeschneiderte Therapie beim Darmkrebs
In der Behandlung bösartiger Erkrankungen arbeiten die beteiligten Fachdisziplinen Hand in Hand um die Aussichten auf Heilung zu verbessern. Die Koordination der Maßnahmen obliegt dabei häufig dem Viszeralchirurgen. Zunächst muss durch geeignete bildgebende Verfahren (Sonografie, CT, MRT) das genaue Tumorstadium ermittelt werden. Davon hängt entscheidend die Art der Therapie ab. Nachdem die Staging-Untersuchungen abgeschlossen sind, wird jeder einzelne Fall in einer Sitzung von Fachexperten unterschieliher Diziplinen (Tumorboard) diskutiert. Gemäß den aktuellen Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften und unter Berücksichtigung neuester Studiendaten wird das individuell beste Therapiekonzept ausgewählt. Sollte die Teilnahmean einer Studie in Frage kommen, in der neue Verfahren zur Anwendung kommen, wird diese Option mit dem Patienten ausführlich besprochen. Im Falle des Darmkrebs beteiligen sich neben dem Chirurgen Strahlentherapeuten und internistische Onkologen an der Behandlung. Die Reihenfolge der Behandlungsmodalitäten wird im Tumorboard festglegt. Im Ev. Krankenhaus Göttingen finden wöchentlich interdisziplinäre Sitzungen unter Beteiligung der Pathologie und der Strahlenklinik der UMG statt. Die Zeit läuft, vom Tag der Diagnosesstellung an, daher gilt es unnötige Wartezeiten im Vorfeld der Behandlung zu vermeiden. Dies ist u. a. Aufgabe der chirurgischen Facharztpraxis. Unser Netzwerk an Spezialisten in Kassel und Göttingen sorgt für einen raschen und reibungslosen Ablauf der Untersuchungen sowie einen zeitnahen Start der Therapie. Die Operation wird ebenso wie alle anderen Schritte sorgfältig geplant. Bei Tumoren des Magendarmtraktes kommen häufig minimalinvasive Verfahren zur Anwendung. Aber auch in der konventionellen offenen Chirurgie profitieren unsere Patienten von der langjährigen Erfahrung ihres Behandlungsteams sowie von der modernen technischen Austattung der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des EK Weende. Während Ihrer Behandlung steht Ihnen ein erfahrenes Team von Pflegekräften, Schmerztherapeuten und Ernährungsspezialisten zur Verfügung. Visiten durch den Operateur finden zusätzlich zu den regulären Stationsvisiten mindestens einmal täglich statt. Die Nachsorge wird durch Ihr Praxisteam in Kassel und den behandelnden Onkologen durchgeführt.