Chirurgie bei Tumoren und Entzündungen der Bauch­speicheldrüse

Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung wird am häufigsten durch chemische Noxen wie Alkohol und Medikamente (Mesalazin, Azathioprin, Calcium, Statine, Valproinsäure u.a.m.) oder durch Gallensteinabgang ausgelöst. In den meisten Fällen liegt die Behandlung der akuten Pankreatitis in den Händen der Internisten und Intensivmediziner. Sie besteht in Schockbekämpfung, Infusionsbehandlung, enterale (Sonden-) Ernährung und ggf. Organersatztherapie (künstliche Beatmung, Dialyse, etc.).

Nur in fortgeschrittenen Entzündungsstadien (Stadium II und III nach Schönborn und Kümmerle) kann eine chirurgische Intervention notwendig werden. Bei Ausbildung von Organnekrosen besteht eine hohe Sterblichkeit.

Patienten, die das akute Krankheitsstadium überlebt haben entwickeln in vielen Fällen eine chronische Verlaufsform ihrer Erkrankung. Schmerzen und Ausbildung von Zysten sind häufige Krankheitserscheinungen, die bei Erschöpfung medikamentöser Behandlungen zu einer Vorstellung beim Chirurgen führen können. Die Palette der operativen Verfahren reicht von der endoskopischen Zystenausräumung durch den Magen, ggf. mit Einlage sog. Stents über Entlastungsoperationen (Zystojejunostomie, Operation nach Partington-Rochelle) bis hin zur teilweisen oder vollständigen Entfernung des entzündlich veränderten Pankreaskopfes unter Erhalt des Zwölffigerdarmes (Frey, Beger) bzw. als ultima ratio der Resektion des gesamten Organs (Pankreatektomie).

Das chronisch entzündlich veränderte Pankreas ist bisweilen Ausgangspunkt für Karzinome und ihre Vorstufen. Diese nehmen im Gangsystem der Bauchspeicheldrüse ihren Ausgang, sind häufig weitgehend schmerzfrei und sorgen für typische Aufweitung der Gangstrukturen in MRT und CT. In neuerer Zeit werden diese Veränderungen, die mit einem unterschiedlich hohen Entartungsrisiko verbunden sind unter dem Überbegriff der PAN-INs (Pankreatische Intraepitheliale Neoplasie) bzw IPMN (Intraductale Papilläre Muzinöse Neoplasie) zusammengefasst und entsprechend ihres Dysplasiegrades und Ausbreitungsmusters weiter unterteilt. Bei Vorliegen einer verdächtigen Veränderung ist die chirurgische Entfernung i. d. R. im Sinne einer Duodenohemipankreatektomie (Entfernung von Duodenum, Gallengang und Pankreaskopf , OP nach Traverso-Longmire) indiziert.