Behandlungsablauf
Hausärztliche und internistische Betreuung
Beziehen Sie Ihren Hausarzt mit ein!
Viele Patienten mit fortgeschrittener Adipositas leiden an Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ II, Arthrose der Hüft und Kniegelenke, um nur die häufigsten zu nennen. Am Beginn einer fundierten Adipositasbehandlung steht die Erfassung bislang undiagnostizierter Erkrankungen und deren Therapie. Durch optimale medikamentöse Einstellung des Zuckerstoffwechsels und des Blutdrucks kann das Operationsrisiko minimiert werden. Eine regelmäßige Überprüfung der Blutwerte und der Kreislaufparameter ist vor und nach einer bariatrischen Operation essentiell. Hierzu muss selbstverständlich Ihr Hausarzt in die Behandlung einbezogen werden.
Auch wenn Sie noch keine schwerwiegenden Adipositas-Folgeerkrankungen haben, ist es Ihr Hausarzt der hilft, Gesundheitsrisken im Vorfeld einer Operation zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Er steht im ständigen Austausch mit Dr. Schupfner und seinem Team.
Die Termine mit Fachärzten für Kardiologie, Pneumologie, Endokrinologie und Diabetolgie werden Ihnen durch Ihr Adipositaszentrum vermittelt. Sie erhalten eine Liste mit den Kontaktdaten der kooperierenden Ärzte und Therapeuten. Bei der telefonischen Terminvereinbarung können Sie sich auf uns, Ihr behandelndes Zentrum, berufen und werden bevorzugt berücksichtigt.
Nach der Operation steht Ihnen Ihr Adipositaszentrum zur Nachsorge zur Verfügung. Im ersten Jahr finden 4 Nachsorgetermine statt. In den Folgejahren verlängern sich die Intervalle bis zu jährlichen Abständen. Alle wichtigen Befunde und Dokumente zu Ihrer Operation und den Nachsorgeuntersuchungen können Sie in dem eigens konzipierten Adipositas-Nachsorgeordner ablegen zur ständigen Verfügbarkeit für spätere Arztbesuche.
Koordination
Kerstin Döll
Aufgrund der steigenden Zahl der Kursteilnehmer und Nachsorgepatienten bedarf es einer zuverlässigen Verwaltung und Koordination der Behandlungs- und Kontrolltermine. Die Kurseinteilung und Terminvergabe findet daher an zentraler Stelle für die beiden Standorte des Adipositaszentrums in Göttingen und Kassel statt. Frau Kerstin Döll steht Ihnen als Koordinatorin für organisatorische Fragen vor und nach Ihrer Operation zur Verfügung. Aufgrund ihres ernährungstherapeutischen Wissens als examinierte Diätassistentin ist sie zusätzlich beratend tätig.
Ernährungsberatung

Anja Later
Zentraler Pfeiler der Adipositasbehandlung in unserem Zentrum ist naturgemäß die Ernährungsberatung. Ohne eine intensive Schulung der Patienten im Vorfeld einer bariatrischen Operation ist eine erfolgreiche Therapie undenkbar.
In mehreren gestaffelten Beratungssitzungen in Gruppen von 8 – 10 Teilnehmern werden den Patienten des Adipositas Zentrums durch Frau Dipl. oec. troph. Anja Later die Zusammenhänge gesunder Ernährung und Möglichkeiten der Ernährungsumstellung nahegebracht. In aufeinander aufbauenden Kursen werden allgemeine Kenntnisse der Ernährungsphysiologie vermittelt, die Besonderheiten der Ernährung nach bariatrischer Operation ausführlich erarbeitet und Strategien zur langfristigen Gewichtskontrolle eingeübt.
Nach erfolgreicher Operation steht Frau Later Ihren Patienten in weiteren Gruppenterminen für Fragen zur Verfügung. Ergänzt wird das Angebot durch regelmäßige Informationsabende des Adipositaszentrums. Hier werden Interessierten u. a. aktuelle Studienergebnisse, Berichte von Fachtagungen und interessante Entwicklungen aus dem Gebiet der metabolischen Chirurgie mitgeteilt. Hierfür stehen dem Zentrum großzüge und modern ausgestattete Hörsäle in zentraler Lage in Kassel zur Verfügung.
Genauere Informationen zu den Terminen der Ernährungsberatung erhalten Sie nach unserem Erstgespräch durch Dr. Schupfner und die Fachkoordinatorin des Zentrums Frau Kerstin Döll.
Fitness und Bewegungstherapie
Ein wichtiger Faktor bei der Bekämpfung der morbiden Adipositas ist Bewegung und Aufbau der Muskulatur. Während der Vorbereitung zur Operation werden den Patienten Übungen nahegebracht, welche auf ihre speziellen körperlichen Einschränkungen ausgelegt sind. Sie dienen dazu, vernachlässigte Muskelgruppen zu aktivieren, die Koordination zu fördern oder einfach nur Spass an der Bewegung in der Gruppe zu vermitteln. Hier können adipöse Menschen sich in einem geschützten Umfeld sportlich betätigen ohne geringschätzige Blicke ihrer Mitmenschen fürchten zu müssen. Die Gruppenübungen sowie Nordic Walking finden unter Anleitung einer ausgebildeten und in der Adipositastherapie erfahrenen Sporttherapeutin statt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit an Rehasport in dafür zugelassenen Einrichtungen in der Nähe Ihres Wohnortes teilzunehmen.
Auch nach erfolgreicher Operation ist die regelmäßige sportliche Aktivität sehr wichtig, um vor allem in der Phase der rapiden Gewichtsabnahme dem Abbau von Muskel- und Knochensubstanz entgegenzuwirken. Patienten des Adipositas Zentrums im Vorderen Westen haben die Möglichkeit unsere Kursangebote weiter zu nutzen oder an individuellen Trainingsprogrammen teilzunehmen.
Zur erfolgreichen Antragstellung fordert der medizinische Dienst eine regelmäßige Teilnahme an einem strukturierten Sport- und Fitness-Programm über mehrere Monate mindestens zweimal wöchentlich. .
Psychosomatik – Tiefenpsychologische Gruppen
Um spätere Rückfälle zu verhindern, muss versucht werden, die Mechanismen aufzudecken, die zur Entstehung der krankhaften Fettleibigkeit geführt haben. Sind diese bewusst gemacht, ist es den Betroffenen möglich, unterstützt durch den psychosomatisch geschulten Arzt oder Psychotherapeuten, Strategien für eine bewusste und gesunde Lebensführung zu entwickeln, die ihm/ihr nach einer bariatrischen Operation als Orientierung dienen.
Viele Patienten mit Adipositas leiden unter Depressionen, Suchtproblemen und PTBS. Häufig führt die zunehmende Isolation durch die Adipositas zu einem Teufelskreis, aus dem sich die Betroffenen nicht ohne Hilfe befreien können.
Diese besonderen Gefahrenpotentiale werden im Rahmen der psychologischen Erstuntersuchung erkannt und soweit möglich im Rahmen einer psychosomatischen Therapie behandelt. Da die zugrundeliegende Krankheitsdynamik nicht selten erst nach mehreren Therapiesitzungen zu Tage tritt, ist auch hier eine enge Absprache zwischen den Akteuren des Adipositas Zentrums erforderlich. Hier liegt einer der wesentlichen Vorteile der engen Kooperation von Therapeuten verschiedener Fachrichtungen innerhalb des Adipositas Zentrums Wilhelmshöhe.
In Kassel steht mit Frau Dipl. psych. M. Dorenburg eine versierte und erfahrene Therapeutin mit fundierter tiefenpsychologischer Ausbildung unseren Kurspatienten zur Verfügung. In regelmäßigen Gruppenterminen geht sie auf die einzelnen Teilnehmer und ihre spezielle Biografie ein, nutzt aber die unterstützenden und stärkenden Effekte der Gruppe, um in einem speziell erstellten Therapiekonzept unter anderem Ängste zu nehmen und Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.
Operationsvorbereitung
Ist der Antrag auf Kostenübernahme vom medizinischen Dienst der Krankenkasse bewilligt worden, geht es in die letzte Runde der OP-Vorbereitung. Durch unsere Ernährungsberaterin wurden Sie auf die zwei- bis dreiwöchige „Flüssigphase“ vorbereitet. Diese dient vorrangig der Rückbildung des viszeralen und Leberfettes vor der geplanten Operation. Im Vorfeld ist i. d. R. bereits eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt worden, sowie eine Anzahl weiterer Untersuchungen: EKG, Lungenfunktion, Polysomnografie, ggf. Schaflabor-Untersuchung. Wurde eine Besiedelung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori festgestellt, erfolgt die medikamentöse Behandlung (sog. Eradikation), welche drei Wochen in Anspruch nimmt. Auch eine Ultraschalluntersuchung sollte erfolgen um ein Gallensteinleiden auszuschließen. bei Nachweis von Gallensteinen kann die gleichzeitige Entfernung der Gallenbase sinnvoll sein. Darüber wird im Aufklärungsgespräch mit dem Operateur ausführlich zu sprechen sein. Das Zeitintervall zwischen Antragsbewilligung und Operation beträgt maximal 4 Wochen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt kann ein OP-Termin vereinbart werden. Die Kostenzusage der Krankenkasse behält ein Jahr lang Gültigkeit.
Nachsorge
Nach erfolgreichem Eingriff beginnt die Zeit der Umstellung und der rapiden körperlichen Veränderungen. In dieser Phase benötigen Sie die Unterstützung durch das Adipositas Zentrum besonders: Ihr Hausarzt wird in 3-monatigen Kontrollen die medikamentöse Einstellung ihres Bluthochdruckes und des Diabetes anpassen, die Ernährungsberaterin bietet in variablen postoperativen Einzelterminen Beratung zu Fragen der Ernährungsumstellung, die psychologische Betreuung kann für den Erfolg der Gesamtbehandlung in dieser vulnerablen Phase besonders entscheidend sein. Es wird daher im Rahmen einer Abschlussbeurteilung etwaiger weiterer psychologischer Behandlungsbedarf ermittelt. Das Fitness-Training und die unterschiedlichen Arten der Bewegungstherapie sollten auch nach erfolgter Operation (auf freiwilliger Basis) fortgesetzt werden. Die Nachsorge zur frühzeitigen Aufdeckung eines drohenden oder manifesten Nährstoffmangels muss v. a. in den ersten drei Jahren in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten des Adipositas Zentrums erfolgen.